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PANHARD - Restaurierungen

Florian Gantner : Panhard PL 17


Foto : © Wolf Eggers

Der hier beschriebene PL17 verließ im Modelljahr 1963 die Werkshallen in Paris. Er war im Farbton „Bleu saphir” lackiert und hatte als Ausstattungslinie die Berline Grand Luxe Ausführung, was die zweite neben der Einfachausstattung Luxe war. Darüber gab es noch zwei weitere Ausstattungslinien und einen stärkeren Motor. Ab dem Modelljahr 63 waren die Dachlinie, die Bremsen, Hauben und auch der Tacho geändert worden, leider nicht unbedingt zum Vorteil des Aussehens, so dass später viele Besitzer ältere Hauben montierten. Auch die Stoßstangen waren geändert worden.
In relativ früher Zeit muss der Wagen einen schweren Frontunfall erlitten haben. Dabei wurde die gesamte Front „erneuert”. So erhielt der Wagen die Haube, Stoßstange, Getriebe und Motor eines Wagens von 1961. Auch die Heckklappe stammt von einem früheren Modell, erkenntlich an den größeren Aluzierteilen. Die Historie des Wagens von 1963 bis 66 ist so leider im Dunkeln geblieben, sicher ist aber, dass der erwähnte Unfall in dieser Zeit passiert sein muss.
Der Wagen wurde dann 1966 in der DDR erfasst und ab dem 6.9.1966 von seinem damaligen Besitzer Thiophile Vandenbossch gefahren. Nach Aussagen des letzten Vorbesitzers war er Dolmetscher an der belgischen Botschaft.

Der Wagen blieb bis 1981 in seinem Besitz und wurde dabei mehrfach umlackiert, wie aus dem noch heute erhaltenen originalem DDR-Fahrzeugbrief hervorging.
Die nächsten 2 Besitzer hatten je nur kurz Freude an dem Wagen, bis er 1984 bei Eberhard Seurich landete. Auch er hatte noch das Vergnügen, ein wenig mit dem Wagen fahren zu können, musste dann aber erkennen, dass er den Wagen komplett herrichten muss. Er schaffte es, wohl auf verschlungenen Wegen, gebrauchte Teile herbeizuschaffen. Er versuchte, einen Motor wieder aufbauen, was ihm aber mangels vorhandener Unterlagen nicht gelang. Daneben beseitigte er einige größere Rostschäden und erneuerte die Schweller mit geraden Blechen ohne Sicke, was bei den ganz frühen Modellen auch Standard war.

   

   
Offensichtlich hatte er auch ein ganz frühes Werbefoto des PL17 von 59 gefunden, das ein Vorserienmodell in einer Zweifarbenlackierung in Orange-Schwarz zeigte. Auch das Siegerauto der Rallye Monte Carlo war so lackiert gewesen, so dass er sich entschloss, seinen Wagen ebenfalls so zu lackieren. Die Vorarbeiten waren leider miserabel, so dass das Finish sehr trist aussah. Ebenfalls hatte er es nicht geschafft, die hintere linke Seitenwand nach Einziehen eines Bleches gerade hinzubekommen.
In der Wendezeit, genauer gesagt, am 2.10.1990, dem letzten Tag der DDR, wurde der Wagen abgemeldet. Eberhard Seurich verlor seine Arbeit und damit auch die Möglichkeit, den Wagen weiter herzurichten. Der Wagen schlummerte in einer Scheune. Seurich nahm zunächst Kontakt zum Schweizer Club auf. Deren Präsident Oesterle nahm den Wagen auch in Augenschein und soll begeistert gewesen sein, konnte ihn aber nicht mitnehmen. Am Ende gab es einen Kontakt zu Peter Grundmann, einem seit Jahrzehnten Tätigen in Sachen Panhard und Citroën. Der nahm zu mir Kontakt auf.
Es hieß, er sei billig (von Verschenken war gar die Rede), er sei lackiert und komplett. Wir fuhren hin und tatsächlich sah es erst gar nicht schlecht aus. Zunehmend wurde aber klar, dass der 17er sehr gelitten hatte. Am Ende ging es nicht um ein Jahr, sondern um mehr als drei Jahre Arbeit. Sämtliche technischen Komponenten waren am Ende, alle Lager mussten getauscht werden, alle Bauteile des Motors mussten erneuert oder überholt werden, gleiches galt für das Getriebe, woam Ende aus vier alten und einigen Neuteilen ein funktionsfähiges entstand. Das Fahrwerk war hinüber, von den Gummis über die Stoßdämpfer bis hin zu gebrochenen Blattfedern. Auch die Bremsen mussten komplett revidiert werden inklusive des Ausdrehens der Trommeln. Die Sitze waren arg zusammen gesessen, die sonstigen Verkleidungsteile teilweise mitlackiert worden.
So mussten als Teilespender die Reste eines anderen „berühmten” 17ers herhalten. Ende der siebziger Jahre hatte W.D. Kisselmann aus Karlsruhe den Panhard Club Deutschland gegründet. Sein Wagen hatte ebenfalls die Hauben eines frühen Modells erhalten, war aber auch ein L6, allerdings in der Ausstattung Relmax Tigre. Der Wagen war ursprünglich anthrazit lackiert gewesen, später blau metallic und in der Szene nicht ganz unbekannt. In den späten Achtzigern zog sich Herr Kisselmann nach und nach zurück und verkaufte auch seinen Wagen, der mittlerweile vom Rost sehr angegriffen, wenngleich sonst in recht passablem Zustand war. Ein Herr Bauer kaufte den Wagen. Dieser war damals im Protoypenbau bei Mercedes Benz beschäftigt und wollte die Karosserie praktisch neu aufbauen. So bohrte er nach und nach alle Schweißpunkte auf und begann einzelne neue Teile zu biegen und einzuheften. Doch Kinder und Hausbau vereitelten ein zügiges Herrichten und so trennte er sich von den Resten. Claus Riemann nahm sich dieser Teile an, musste aber schnell erkennen, dass der Wagen so nicht mehr zu retten war. Zudem stand ihm mehr der Sinn nach dem Nachbau eines Sportwagens auf Panhard-Basis, wie es viele kleine Firmen in den 50ern und 60ern getan hatten. So bot er die Karosserie und Ausstattungsteile an, die ich dann als Paket erwarb (2 Wagenladungen). Weitere Teile kamen aus einer Lagerräumung von Jean-Michel Simon, Nachfolger von Kisselmann als Clubchef und mein Vorvorgänger. Man kann bei dem jetzt zusammengebauten 17er also tatsächlich von einem „Präsidentenauto” sprechen!

   
Zunächst wurden der Motor, dann das Getriebe und die Vorderachse überholt. Der Motorträger, der den gesamten Vorderwagen ausmacht, wurde mit den Innenkotflügeln verzinkt und lackiert, da sie schon ziemlich angegriffen waren. Im Januar 2003 schließlich begann die eigentliche Restaurierung auf der Hebebühne, bei der der Wagen erst so richtig zeigte, wie angegriffen er war. Faustgroße Löcher unter der Schalldämmung im Boden, Ermüdungsrisse in den hinteren Radkästen usw.

   

   

   
Da der Wagen rechtzeitig zur Hochzeit von mir und meiner Frau Ende Juli 2003 fertig werden sollte, war Eile geboten. Dabei blieb im Blick, den Wagen technisch perfekt in Schuss zu bringen, die Kosten im Rahmen zu halten und die Historie des Wagens auch nicht komplett wegzurestaurieren. Es wurde knapp — und für die Endmontage blieb am Schluss nur eine Woche, aber der Wagen wurde pünktlich zur Hochzeit am 26.Juli fahrfertig (drei Stunden vor der kirchlichen Trauung).

   
Letzte Restarbeiten blieben freilich und lassen die Erhaltung und Betrieb des Wagens eine ständige Herausforderung sein. Die Kosten von gesamt etwa 6000,- € blieben dabei noch halbwegs im Rahmen — zumal wenn man bedenkt, dass dafür die gesamte Mechanik überholt wurde, alle Dichtungen, Fensterrahmen, Dämmmaterialien, Teppiche erneuert wurden und auch der Lackierer noch einiges zu tun hatte.